„Ich esse, was mir schmeckt und gehe jeden Tag auf einen Kaffee!“
Wenn man in der Wiedner Hauptstrasse in das Cafe Naber (jetzt Schönberger) geht, trifft man dort regelmässig einen älteren Herrn, der den Rollator über die Stufen hebt und sich dann einen kleinen Braunen bestellt. Mir ist der Mann auch aufgefallen, mein wirkliches Interesse hat er freilich geweckt, als ich vom Besitzer des Kaffeehauses erfuhr, dass er schon unglaubliche 104 Jahre alt ist. Geboren wurde er 1919 – zu Beginn des Zweiten Weltkrieges war er also bereits 20 Jahre alt. Wie faszinierend musste es sein, mit ihm über sein Leben zu sprechen. Eine richtige Konversation mit ihm war in der ziemlich lauten Atmosphäre nicht möglich, ich wusste daher auch nicht, wie gut sein Gedächtnis ist, wie verständlich er noch sprechen kann. Das fand ich bald heraus, als ich ihn fragte, ob er bereit wäre, sich für ein Interview zur Verfügung zu stellen. Er gab mir die Telefonnummer seiner Frau und so kam vor kurzem ein Treffen in seiner Wohnung zustande. Ich sprach über eine Stunde mit ihm, er erzählte über sei erstes dramatisches Erlebnis („Als Vierjähriger fiel ich vom Boot in den Wörthersee.“) über seine Bergtouren, seinen Kriegseinsatz, seine Arbeit als Bau-Ingenieur („In Italien plante ich ein ganzes Dorf, das bald darauf zu einem beliebten Skiort wurde.“) und auch über aktuelle Ereignisse, wie etwa den Ukraine-Krieg. Im folgenden gibt es einen ganz kleinen Ausschnitt aus dem Interview, das es wert wäre, einem grösseren Publikum, etwa über das Fernsehen oder den Hörfunk, nahe gebracht zu werden.